Caritas-Kampagne 2025 wirbt für einen sorgenden Sozialstaat
Welskop-Deffaa: „Eine vorsorgende Sozialpolitik, die Lebensrisiken wirksam abfedert, stärkt die persönliche und gesellschaftliche Resilienz. Sie sichert die Grundlagen unserer Wettbewerbsfähigkeit.“
Nürnberg, 14. Januar 2025. – Zum Start ihrer Jahreskampagne 2025 ruft die Caritas zur Stärkung des Sozialstaats auf. „Eine vorsorgende Sozialpolitik, die Lebensrisiken wirksam abfedert, stärkt die persönliche und gesellschaftliche Resilienz. Und sie sichert die Grundlagen unserer Wettbewerbsfähigkeit,“ betont Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, beim Kampagnenstart in Nürnberg. Unter dem Motto „Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen“ fordert der Deutsche Caritasverband, die soziale Infrastruktur und die sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest weiterzuentwickeln. „In einer Welt, in der jede und jeder jederzeit von Lebenskrisen aller Art getroffen werden kann, braucht es eine Sozialpolitik, die Abwärtsspiralen frühzeitig und wirksam stoppt. Es braucht die offenen Türen der sozialen Einrichtungen – von der Schuldnerberatung bis zur Sozialstation – und es braucht eine stabile risikogerechte verpflichtende Eigenvorsorge in unserem Sozialversicherungssystem – von der Arbeitslosen- bis zur Pflegeversicherung.“
10 Sozialstaatsthesen „Sozialpolitik für alle – Türen für die Zukunft offenhalten“
Im Beisein von Regierungspräsidentin Dr. Kerstin Engelhardt-Blum und Nürnbergs Bürgermeisterin Prof. Dr. Lehner stellt der Deutsche Caritasverband vor der St. Klara-Kirche in Nürnberg die erste der 1000 roten Türen auf, die in den nächsten Monaten in ganz Deutschland darauf hinweisen werden, wie wichtig es ist, die Türen von sozialen Einrichtungen und Diensten offen zu halten.
Gleichzeitig präsentiert der Deutsche Caritasverband zu Beginn des Bundestagswahlkampfs in Nürnberg auch seine 10 Thesen „Sozialpolitik für alle – Türen für die Zukunft offenhalten“.
Die Thesen, zum Kampagnenstart an eine erste rote Tür genagelt, formulieren deutliche Erwartungen an die Politik: Sozialpolitik muss sich in den nächsten Jahren vordringlich der Generationengerechtigkeit widmen – das betrifft den Ausbau von Kitas ebenso wie die Weiterentwicklung der Pflege. Es geht um eine Digitalstrategie, die den Digitalisierungserfordernissen im Sozialbereich die gleiche Aufmerksamkeit schenkt wie in der Industrie. Und es geht um eine Klimasozialpolitik, die die Steuerungsmöglichkeiten einer CO2-Bepreisung mit sozialem Ausgleich wirksam verbindet – etwa über die Förderung des Stromsparchecks für einkommensarme Haushalte.
Sozialpolitik beginnt im Sozialraum
„Wir starten mit der Kampagne in diesem Jahr in Nürnberg, wo unser erstes Plakatmotiv für die Kampagne entstanden ist. Es zeigt die rote Kampagnentür mitten im öffentlichen Raum, in der Nähe des Bahnhofs, wo gerade im Winter viele Wohnungslose auf Hilfe angewiesen sind. Die Arbeit der Streetworker hält Türen auch für diejenigen offen, die für sich selbst keine Zukunftsperspektive mehr sehen,“ erläutert Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa.
Michael Schwarz, Caritasdirektor in Nürnberg, unterstreicht die Bedeutung lokaler Hilfen: „Die Caritas Nürnberg lebt Solidarität. Mit Beratung für Jung und Alt und einer Vielzahl von spezialisierten Angeboten halten wir Türen offen – für Menschen von nebenan, die Unterstützung brauchen. Einen Schwerpunkt setzen wir dabei in der Wohnungslosenhilfe. Damit das so bleibt, fordern wir von der Politik eine klare Prioritätensetzung zugunsten der sozialen Infrastruktur.“
Kampagnenstart auch in Hildesheim und im Ahrtal
Parallel zum Kampagnenstart in Nürnberg stellt der Deutsche Caritasverband in Hildesheim und in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Ahrtal) zwei weitere Kampagnentüren auf – auch sie an Orten, wo Plakatmotive für die Kampagne entstanden.
Dr. Susanne Pauser, Vorständin des Deutschen Caritasverbandes für Personal und Digitales, unterstreicht in Hildesheim die Bedeutung eines vernetzten Sozialstaats: „Unser Sozialstaat braucht eine starke Vernetzung, damit Hilfen ineinandergreifen können. Das Beispiel der Babylotsen im St. Bernward-Krankenhaus in Hildesheim zeigt, dass vernetzte, frühe und präventive Hilfen der beste Weg sind, Kinder und Familien zu unterstützen. Diese enge Verzahnung von stationärer Versorgung und Sozialarbeit ist ein Vorbild für ein funktionierendes Sozialnetz, das Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet und in schwierigen Momenten auffängt.“ Pauser betont dabei die Notwendigkeit einer langfristigen Finanzierung. „Ohne eine planbare Finanzierung müssten wir viele Türen schließen. Das wäre fatal!“ Sie fordert die nächste Bundesregierung auf, die Zusammenarbeit zwischen Ländern, Kommunen und den freien Trägern, wie der Caritas, zu stärken. Pauser: „Unsere rote Tür muss für Menschen, die Hilfe brauchen, nicht nur offenbleiben, sondern wie ein Signalfeuer leuchten – ein Ort, an dem niemand abgewiesen wird und jede Hand, die klopft, gehört wird.“
„Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal war eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre – nicht nur für die betroffenen Menschen, sondern auch für uns als Caritas,“ sagt Dr. Oliver Müller, Vorstand für Internationales, Integration und Migration. „Mit unserer Kampagne #CaritasÖffnetTüren setzen wir ein starkes Zeichen für eine solidarische Gesellschaft. Unsere Türen stehen offen – für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Lebenslage oder Aussehen. Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Caritas mehr ist als klassische Wohlfahrtspflege. Mit Projekten wie der ‚Waschbar‘ oder der Baufachberatung haben wir innovative Ansätze geschaffen, die über die reine Nothilfe hinausgehen. Als verlässliche Lotsen haben wir über 30.000 Menschen dabei unterstützt, ihre Zukunft wieder aufzubauen – durch Beratung, finanzielle Hilfe und gemeinschaftliche Lösungen. Dieses Engagement zeigt: Solidarität beginnt im Kleinen und entfaltet dort ihre größte Kraft, gerade wenn Menschen wieder Hoffnung schöpfen und Perspektiven gewinnen. Uns so werden unsere Türen auch weiterhin offen bleiben für alle Menschen, die sich an uns wenden. “
1.000 rote Türen der Caritas als Symbol der Kampagne
Zentrales Symbol der Kampagne ist eine offene rote Tür, mit der Caritasverbände und -Einrichtungen in ganz Deutschland in diesem Jahr auf ihren Beitrag zu einem funktionierenden Sozialstaat aufmerksam machen. Auf den vier Plakatmotiven gibt die offene rote Tür einen Einblick in eine Situation, in der die Caritas ein Hilfsangebot macht. Zugleich transportiert die Caritas mit dieser Kampagne zentrale Sozialstaatsforderungen zur Bundestagswahl.
4 Plakatmotive zeigen Bedeutung eines starken und vernetzten Sozialstaates
Das Plakatmotiv Wohnungslosigkeit in Nürnberg steht für Arbeit in einem Sozialraum, der engmaschig an einem Strang zieht. In Nürnberg arbeiten Stadt, Caritas und Hilfsorganisationen eng zusammen. Ein dichtes Netzwerk an sozialen Einrichtungen und aufsuchenden Hilfsangeboten begleiten Obdachlose auf ihrem Weg. Mit ihren Hilfsangeboten erreicht die Caritas die Menschen direkt in ihrem Sozialraum auf der Straße. Das schafft bei allen Vertrauen und gibt Hoffnung.
Das Plakatmotiv zu den Babylotsinnen in Hildesheim verdeutlicht die Bedeutung einer engmaschigen sozialen Vernetzung für junge Familien, um allen einen guten Start als Familie zu ermöglichen. Die Babylotsinnen fungieren als Schnittstelle zwischen Gesundheit und Jugendhilfe und machen so das Netzwerk sozialer Infrastrukturen sichtbar, das schnelle und gezielte Hilfe dort bietet, wo sie dringend gebraucht wird.
Die Plakatmotive zur Katastrophenhilfe im Ahrtal und der humanitären Hilfe in Haiti heben hervor, wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Katastrophenhilfe, humanitärer Hilfe und staatlicher Unterstützung ist, um Betroffene schnell und umfassend zu erreichen. Die Caritas zeigt, dass unbürokratische Soforthilfen, psychosoziale Betreuung und langfristiger Wiederaufbau nur durch ein starkes soziales Netzwerk gelingen können. Das Motiv Katastrophenhilfe im Ahrtal unterstreicht die Bedeutung einer gut abgestimmten Sozialinfrastruktur, die in Krisen schnelle und gezielte Hilfe möglich macht.
Die vier Plakatmotive zeigen, dass die Türen der Caritas offen sind für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion und Situation. Unsere Angebote sind eine sehr wichtige Unterstützung und Hilfe nicht nur für die einzelnen Menschen, sondern auch für die soziale Infrastruktur unserer Gesellschaft insgesamt.
Deshalb fordern wir, dass die Türen der Caritas offenbleiben müssen und es dafür auch die entsprechende Unterstützung, Anerkennung und Finanzierung seitens der Politik benötigt.
Der Deutsche Caritasverband engagiert sich seit über 125 Jahren für Menschen in Not. Mit bundesweit fast 740.000 Mitarbeitenden, über 500.000 ehrenamtlich Engagierten und rund 25.000 Einrichtungen und Diensten unterstützt die Caritas jährlich rund 13 Millionen Menschen. In nahezu allen sozialen Bereichen – von der Kinder- und Jugendhilfe über die Pflege älterer Menschen bis hin zur Begleitung von Menschen in Krisensituationen – setzt sich die Caritas für ein solidarisches Miteinander und die Stärkung des Sozialstaats ein. Er ist zudem weltweit mit mehr als 600 Projekten in 77 Ländern gemeinsam mit lokalen Caritas-Organisationen, mit kirchlichen und säkularen Partnerorganisationen sowie staatlichen Stellen an der Seite von Menschen, die in existenziellen Krisen sind, aktiv.